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Blogeinträge Januar-Juli 2014

14. Juli 2014

Eine weitere Möglichkeit die Emotionelle Pest einzudämmen

In seinem Artikel „What Mass Killers Want“ (Wall Street Journal, 9.-10. November 2013) beschreibt Ari N. Schulman das Persönlichkeitsprofil von massenmörderischen Todesschützen und zieht aus den von der Forschung zusammengetragenen Belegen, den Schluß, daß ihre Mordtaten eine Art Theater repräsentieren.

Phantasie, öffentlicher Ausdruck und Bekundung sind von zentraler Bedeutung für das, was einen Täter, der ein Massaker verübt, motiviert und was ihn ausmacht (…) Wie Terroristen, können die Todesschützen in einem begrenzten Sinne als rationale Akteure betrachtet werden, die wissen, daß, wenn sie den richtigen Schritten folgen, sie den gewünschten Effekt im öffentlichen Bewußtsein hervorrufen (…) Die Täter (…) folgen einer fertigen, freischwebenden Vorlage für junge Männer, die ihre Wut loswerden und ihrem Sinn für ihre persönliche Bedeutsamkeit Ausdruck verleihen wollen.

Er folgert richtig, daß, „wenn wir Massentötungen als eine Art Epidemie oder Ansteckung behandeln, uns dies weitgehend von der Notwendigkeit befreit, die jeweiligen Ursachen für jede Handlung zu verstehen. Stattdessen können wir uns darauf konzentrieren, die Ausbreitung zu unterbinden.“

Als eine Möglichkeit, zukünftige Amokläufe zu verhindern, schlägt Schulman vor, daß dem Killer ein Publikum vorenthalten werden müsse. Im Besonderen schlägt er vor, beispielsweise nie die Verlautbarungen eines Schützen zu veröffentlichen, ihre Gesichter unkenntlich zu machen, ihre Namen nicht zu veröffentlichen und so weiter. Was er vorschlägt, läuft darauf hinaus, der Motivation des Schützen, die hinter seiner destruktiven Handlung steckt, die Energie zu entziehen. Schulmans „Behandlung“ für das Problem der Massaker ist korrekt, da sie auf einem richtigen Verständnis der dynamischen Kräfte, die in den Köpfen dieser Mörder wirken, beruht. Sein Ansatz ist eine Anwendung des medizinisch-psychiatrischen Modells auf soziale „Krankheiten“. Um eine Krankheit zu behandeln, ist ein akkurates Verständnis ihres Ursprungs notwendig. Menschliche Destruktivität im gesellschaftlichen Bereich, wofür Massenerschießungen ein Beispiel sind, ist eine Manifestation der emotionalen Krankheit der Menschen. Sie ist das Ergebnis einer wirklichen bio-sozialen Krankheit, die als Emotionelle Pest bezeichnet wird. Ihre Behandlung erörtere ich in meinem Buch The Emotional Plague: The Root of Human Evil.

 

Die Menschen verlieren zunehmend die Orientierung

Um 1960 herum fand ein grundlegender Wandel in der westlichen Gesellschaft statt vom Autoritären zum Antiautoritären. Mit dieser Transformation trat eine Änderung im Panzermuster bei jungen Menschen auf. Okularer Panzer ersetzte weitgehend den Muskelpanzer und dies zeitigte zerstörerische Folgen für den Einzelnen und die Gesellschaft. Die emotionale Energie konnte nicht mehr im Muskelpanzer gebunden und zurückgehalten werden. Infolge der Schwächung des Muskelpanzers und der Zunahme des Augenpanzers wurden destruktive Emotionen durch intellektuelle Rationalisierungen, Haß und Verachtung der Autorität zum Ausdruck gebracht. Schuldzuweisungen und Ressentiments richteten sich gegen traditionelle Autoritäten in allen Bereichen der Gesellschaft.

Junge Menschen wurden irrationaler und verloren zunehmend den Kontakt mit sich selbst und mit der Welt. Sie wurden kontaktloser. Das Wort vom „keine Peilung haben“, das heute gängig ist, beschreibt diesen Geisteszustand genau.

Im Schlepptau der antiautoritären Transformation tauchte erstmals ein Syndrom von Symptomen auf, das durch Konzentrationsstörungen, Unruhe und Hyperaktivität gekennzeichnet war. Dieser Zustand wurde Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) genannt.

Heute hat sich die Zahl der jungen erwachsenen Amerikaner, die Medikamente gegen ADHS einnehmen, von 2008 auf 2012 fast verdoppelt. Jeder zehnte heranwachsende Junge nimmt ein Medikament gegen die Störung.

Die heutige Generation der erwachsenen Bevölkerung repräsentiert die Kinder der Baby-Boomer, die in den 1960er Jahren aufgewachsen sind. Aus bio-psychiatrischer Sicht sind die okularen Symptome der ADHS, die in dieser Zeit erstmals auftraten, eine primäre Manifestation dieser Störung. Es ist möglich, diese Erkrankung ohne den Einsatz von Medikamenten durch einen qualifizierten Therapeuten zu behandeln.

 

Putins Landraub

Wenn ein akutes soziales Problem auftaucht, das sofortige Aufmerksamkeit verlangt, konzentrieren sich die Menschen immer auf die Symptome, nie auf die zugrundeliegende Erkrankung. Putins Griff nach der Krim ist ein Symptom. Die zugrundeliegende emotionale Krankheit der Menschen, die diesen Akt der Aggression möglich macht, ist die Erkrankung, die stets übersehen wird.

Das Symptom läßt sich wie folgt kurz umschreiben: Aufgrund der anti-autoritären Transformation stehen westliche Länder, einschließlich Rußland, vor dem sozialen Zusammenbruch. Mit diesem Problem konfrontiert, bewegt sich ein starker Führer wie Putin politisch nach rechts, um das soziale Chaos in seinem Land in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig taxiert er Barack Obama, den Führer der westlichen Welt, als einen schwachen und politisch ineffektiven Führer. Er fühlt sich ermutigt international aggressiv aufzutreten und sich die Krim einzuverleiben, um seine Macht weiter zu festigen.

Ein Element der Grunderkrankung ist die soziale Desintegration der russischen Gesellschaft, die man in den Griff bekommen muß. Ein weiteres Element ist der gleiche Vorgang des gesellschaftlichen Zerfalls in Amerika, wo er sich in einem weit größeren Umfang abspielt. Amerikas soziale Krankheit wird dadurch verschlimmert, einen Präsidenten gewählt zu haben, der gezeigt hat, daß er nicht fähig ist, Amerikas Interessen aggressiv zu wahren, sei das nun im Inland oder im internationalen Bereich.

Die tiefste Ebene der Erkrankung der Menschheit zeigt sich daran, daß die amerikanische Öffentlichkeit nicht sieht, einen Mann gewählt zu haben, der zu einem großen Teil für das Zustandekommen dieser internationalen Krise die Verantwortung trägt und für die zerstörerischen Folgen, die sich anschließen werden. Die Ahnungslosigkeit der amerikanischen Öffentlichkeit ist das zentrale Problem.

 

Putins soziopolitische Charakterstruktur

Die politische Charakterstruktur eines Menschen ist primärer Bestimmungsfaktor gesellschaftlicher Vorgänge. Von daher sollte man die politische Charakterologie beherrschen, die Untersuchung des sozialen und politischen Verhaltens aus der Perspektive der sozio-politischen Charakterstruktur des Einzelnen.

Auch wenn Amerika weiter nach links abgleitet, sich in einen sozialistischen Staat verwandelt und es die Sowjetunion nicht mehr gibt, gärt die Emotionelle Pest in der russischen Politik weiter, reorganisiert sich und gewinnt an Dynamik. Die Emotionelle Pest in Rußland operiert nun von der politisch äußersten Rechten unter Leitung von Wladimir Putin. Der starre und autoritäre Putin, ein ehemaliger KGB-Offizier, ist aus charakterologischer Sicht ein Beispiel für einen reaktionären Politiker, der der politischen Rechten angehört.

Der reaktionäre Charakter sträubt sich gegen Veränderungen. Sexuell ist er sehr moralisch und eingeschränkt, was Grundlage seines Sadismus und seines Mystizismus ist. Er klammert sich an seine mystischen Überzeugungen, die weder der Vernunft unterliegen noch Beweise bedürfen.

Als Politiker hängt Putin dem mystischen Glauben an, daß für die russische Gesellschaft die sowjetische „Herrlichkeit“ wiederhergestellt gehört. In seiner Struktur hat er viel Brutalität, die häufig offen ausgedrückt wird bzw. kaum verborgen ist und stets als Notwendigkeit rationalisiert und gerechtfertigt wird. Gepaart mit seiner Brutalität ist sein Ruf liebenswürdig und gastfreundlich zu sein – eine Reaktionsbildung. Im Gegensatz zum Kommunisten auf der extremen Linken wird Putin nicht ausschließlich von seinem Intellekt bestimmt, sondern von seinen Emotionen, die in seinem Muskelpanzer erstarrt sind. Das macht sich besonders in seiner Nackenmuskulatur bemerkbar: er ist „halsstarrig“. Er stellt sich nicht gegen die Religion, sondern richtet sich emotional und politisch an der großrussischen Orthodoxen Kirche aus, deren Gottesdiensten er regelmäßig beiwohnt.

Putin ist ein militanter Nationalist, selbstgerecht in seinen politischen Überzeugungen und er reagiert äußerst verärgert auf politische Einflußnahme auf die russische Lebensweise von außen. Geschickt rationalisiert und rechtfertigt er seine aggressiven expansionistischen Impulse, die gegen andere Länder gerichtet sind, und er geht davon aus, daß diese Gefühle vom russischen Volk geteilt werden. Beispielsweise wurden seine Beweggründe für die Annexion der Krim durch seinen Appell an russische nationalistische Gefühle gerechtfertigt und durch aus der Luft gegriffene Mißstände in jenem Gebiet.

Putins Entscheidung, die Krim zu annektieren, basiert jedoch nicht nur auf mystischen Gefühlen. Als aggressiver Pestcharakter auf der Rechten erregt ihn die Angst vor Aggression und die Kraftlosigkeit, die er bei seinen vom Präsidenten der Vereinigten Staaten angeführten Gegnern spürt und daß er mit der Annektierung davonkommt, ohne einen Schuß abgefeuert zu haben.

 

Was passiert im Nahen Osten?

Wie ich in Neither Left Nor Right geschrieben habe, muß es zunächst ein Verständnis der arabischen Gesellschaften und ihrer Kultur geben, bevor auf eine vernünftige Art und Weise mit den politischen Schwierigkeiten umgegangen werden kann, die derzeit im Nahen Osten eskalieren. Dies erfordert ein Verständnis des Tribalismus und dessen Verhältnis zu den Staaten im Nahen Osten.

Aus historischer Perspektive existieren Stammesgesellschaften im Nahen Osten seit Jahrtausenden, lange bevor die Araber begannen im siebten Jahrhundert zum Islam zu konvertieren und lange bevor die modernen Staaten mit ihren genau definierten Grenzen entstanden sind. In vielerlei Hinsicht reichen diese Stammeswurzeln tiefer als die religiösen und politischen Überzeugungen der Araber und sie bestimmen ihr Verhalten in weit größerem Umfang. Im Nahen Osten reicht Stammestreue über die Landesgrenzen hinweg, die von England und Frankreich während des frühen 20. Jahrhunderts willkürlich gezogen wurden. Darüber hinaus gehören aus charakterologischer Sicht die Araber in verschiedenen Graden, vom politischen Zentrum aus gesehen, der extremen Rechten an. Dies sind wichtige aber häufig übersehene Überlegungen in einer Zeit, in der Amerika darum ringt, eine diplomatische Lösung der Konflikte in dieser Region auszuarbeiten.

Wie im Fall einer medizinischen Erkrankung muß zuerst ein Verständnis der zugrundeliegenden Krankheit vorliegen, bevor eine rationale Behandlung eingeleitet werden kann. Herumdoktern an den Symptomen ohne Kenntnis der zugrundeliegenden Pathologie, wird garantiert fehlschlagen.

 

Sind alle Araber gleich?

Derzeit herrscht eine weitverbreitete Verwirrung in Bezug darauf, wie Araber eingeschätzt werden sollten. Die einfache Antwort darauf lautet, daß es zwei Arten von Arabern gibt: diejenigen, die eine Haltung von leben und leben lassen haben und diejenigen, die sich als politische Moslems betrachten und deren Loyalität dem Islam gilt. Die erste Gruppe kennt die Unterscheidung zwischen Religion und Staat. Die zweite Gruppe setzt die moslemische Religion mit dem Staat gleich und glaubt, daß sie expandieren und die Welt erobern muß, indem sie, falls nötig, alle Ungläubigen töten.

Die Frage unterstreicht die Bedeutung der sozio-politischen Charakterologie, ohne die es nicht möglich ist, einen Sinn in dem auszumachen, was mit den Arabern im Nahen Osten und in Amerika geschieht. Wegen ihrer starken Stammeswurzeln und ihrer streng autoritären Erziehung gehören die meisten Araber in unterschiedlichem Maße auf die rechte Seite des sozio-politischen Spektrums. Beginnend mit dem konservativen Araber unmittelbar rechts neben der Mitte, gibt es den extrem Konservativen, gefolgt von dem Reaktionären und schließlich dem Islamo-Faschisten auf der extremen Rechten.

Wenn wir von rechts der Mitte zur extremen Rechten fortschreiten, verhärtet sich das gesellschaftliche Funktionieren der Araber und wird von jeglichem Kontakt mit korrumpierenden westlichen Einflüssen abgeschnitten. Die Trennung zwischen weltlichem und religiösem Gesetz verschwimmt zunehmend und das Funktionieren des Individuums in den Bereichen Arbeit und Sexualität ist stärker eingeschränkt. Seine Fähigkeit sich in die westliche Lebensart zu assimilieren, nimmt immer mehr ab, während sein Bedürfnis, daß Allah für sein Leben Verantwortung trägt, seine zugrundeliegende emotionale und ökonomische Hilflosigkeit enthüllt. Wenn der Islamo-Faschist sagt: „Ich liebe den Tod mehr als das Leben“, ist das seine Art, seine komplette emotionale Intoleranz gegenüber der Freiheit auszudrücken, die westliche demokratische Gesellschaften zur Verfügung stellen. Er betrachtet sie als degeneriert und ist deshalb voll Verständnis für andere Araber, die sie zerstören wollen. Für ihn sind weltliche Ideologie und religiöses moralisches Gesetz ein und dasselbe.

Der Islamo-Faschist ist ein emotionell pestkranker Charakter auf der extremen Rechten. Hier einige der Hauptslogans, die diese Ideologen verwenden, um Amerika zu entwaffnen: „Islam ist seit jeher ein Teil Amerikas.“ „Der Islam ist nicht Teil des Problems, wenn es um die Bekämpfung des Extremismus geht – er ist ein wichtiger Bestandteil bei der Förderung des Friedens.“ „Im Laufe der Geschichte hat der Islam durch Worte und Taten die Möglichkeiten der religiösen Toleranz und Gleichberechtigung der Rassen aufgezeigt.“ Diese Aussagen zeigen Wirkung, weil sie alle ein Körnchen Wahrheit in sich haben, und das ist alles, dessen es bedarf, damit liberal gesinnte Amerikaner ihnen einen Vertrauensbonus geben.

Der Islamo-Faschist hat jedoch keinen Kontakt mit seinem biologischen Kern. Von seinen natürlichen sexuellen Gefühlen abgeschnitten, funktioniert er vollständig aus seiner sekundären destruktiven Schicht heraus und seine Ideologie stammt aus ihr. Im folgenden einige Beispiele: „Alle Menschen sind geborene Moslems und sind rein, wenn sie ins Leben treten, aber sie werden durch das Leben in der Welt der Ungläubigen korrumpiert. Es ist die Pflicht aller guten Moslems sie zum Pfad des Propheten zurückzuführen.“ „Die Welt, einschließlich der meisten moslemischen Gesellschaften, befindet sich in einem Zustand der rassischen Unreinheit und es ist unsere heilige Pflicht für eine Reinigung zu sorgen.“

Reich zufolge ist „die Weltanschauung von der … Reinheit … die Weltanschauung der Asexualität, der ‚sexuellen Reinheit‘, also im Grunde eine Erscheinung der durch die patriarchalische autoritäre Gesellschaft bedingten sexuellen Sexualverdrängung und Sexualscheu. … der Kern der faschistischen Rassetheorie (ist) Todesangst vor der natürlichen Sexualität und ihrer Orgasmusfunktion.“

Wir können hinzufügen, daß bei der islamischen Rassenideologie Ungläubige, einschließlich aller Westler, im Gegensatz zur Reinheit der Moslems mit rassisch unreinen, unkeuschen Menschen gleichgesetzt werden. Reich fährt fort: „Mit dem Eindruck der verzerrten, lüstern gewordenen menschlichen Sexualkulturen in sich und vor sich, wird der patriarchalische Mensch … in die Fesseln einer Ideologie gelegt, für die sexuell und unrein, sexuell und niedrig oder dämonisch untrennbare Vorstellungen werden.“

Während der emotionale Eifer der Islamisten immer revolutionärer wird, wird ihre Ideologie immer reaktionärer. Es gibt eine neue Welle von Extremisten, die glauben, daß ein reiner islamischer Staat nicht allmählich durch gesellschaftlichen Konsens, sondern zügig durch militärische Gewalt eingerichtet werden muß. Mit den sozialen Umwälzungen im Nahen Osten gibt es eine Flut von sexuell frustrierten, heimatvertriebenen und desillusionierten Jugendlichen, die bereit und willens sind Allahs Sache zu der ihren zu machen.

Die generelle bequeme Selbstzufriedenheit und Verwirrung des amerikanischen Volkes in Bezug auf Araber wird dadurch verschärft, daß der politische Mainstream sich weit links vom Zentrum befindet. Liberale und andere politisch Linksstehende haben eine starke Abwehr gegen die Wahrnehmung ihrer eigenen destruktiven sekundären Schicht. Daher existiert für sie das Böse in anderen nicht, selbst wenn es ihnen ins Gesicht starrt.

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Blogeinträge März/April 2011

23. April 2011

Die arabische Rebellion und die Emotionelle Pest

Erneut spielt sich das Drama des Konflikts zwischen der Sehnsucht der Menschen frei zu sein und ihrer Angst vor der Freiheit ab, diesmal in Form von Volksaufständen gegen Militärdiktaturen in den arabischen Nationen in Nordafrika und dem Nahen Osten. Es ist eine alte Geschichte, so alt wie die Geschichte der Zivilisation. Wieder einmal sind viele in der freien Welt euphorisch und wünschen den unterdrückten Menschen, daß sie von ihren Unterdrückern befreit werden. Wieder einmal ist niemand in der Lage, die offensichtlichen Fragen zu stellen: Warum werden die Menschen überhaupt unterdrückt? Wie ist es möglich, daß eine Handvoll despotischer Führer Millionen von Menschen versklaven können? Wie kann eine solche Entwicklung in Zukunft verhindert werden? Warum sind die Menschen nur in der Lage die Oberfläche der sozialen Probleme und nicht deren Ursachen zu sehen und mit ihnen umzugehen?

Die Antwort auf diese Fragen hat mit der Existenz des menschlichen Panzers zu tun. Beispielsweise ist es auf ihren gepanzerten Zustand zurückzuführen, daß, wenn die unterdrückten Massen befreit werden, sie nicht in der Lage sind, anders zu funktionieren als zuvor. Die Menschen wollen Freiheit, aber sie haben schreckliche Angst davor frei zu sein. Neue Tyrannen stehen immer bereit und warten darauf, die Kontrolle über sie zu übernehmen, oft mit einer Verschlechterung der sozialen Bedingungen. Dies ist die Wirkungsweise der Emotionellen Pest – das zerstörerische Verhalten der Menschen gegeneinander.

Bis die Menschen ihre Augen öffnen und anfangen, ehrlich auf sich selbst als Ursache ihrer Probleme zu blicken, wird sich der hoffnungslose Kreislauf von sozialer Unterdrückung, gefolgt von der Rebellion des Volkes gegen den Tyrannen, mit zunehmender Härte und wachsendem Verlust von Menschenleben fortsetzen. Diese Aufgabe erfordert, daß Menschen, die Existenz der Emotionellen Pest und ihre verheerenden Auswirkungen auf das menschliche Leben beginnen ernstzunehmen.

 
Die Ausbreitung der anti-autoritären Gesellschaftsordnung auf die moslemische Welt

Die Umwandlung der westlichen Gesellschaft von autoritär zu anti-autoritär nahm um 1960 seinen Anfang. Als Manifestation der Emotionellen Pest war sie teilweise das Ergebnis der sogenannten sexuellen Revolution und dem Nachlassen der autoritären Form der sexuellen Repression. Das Versprechen der neuen anti-autoritären Gesellschaft lautete, größere sexuelle Freiheit und Glück für die jüngere Generation zu bringen. Tatsächlich war das Resultat katastrophal, weil kein Versuch unternommen wurde, zwischen rationaler Autorität, die geschützt werden muß, und zwanghafter bzw. neurotischer Autorität, zu unterscheiden. Viel von dem, was in der autoritären Ordnung von Wert war, wie die Struktur der Familie, wurde zerstört. Hinzu kam der Durchbruch jeder erdenklichen Art von destruktiver sozialer Aktivität. Um das ganze noch schlimmer zu machen, wurde kein Versuch unternommen, auf die Gründe zu blicken, warum die sexuellen Bedürfnisse junger Menschen nicht erfüllt wurden und warum die Bewegung in einem Desaster endete.

Aufgrund der enormen technologischen Fortschritte der westlichen Zivilisation, wie dem Computer und dem Internet, war es nur eine Frage der Zeit, bevor die anti-autoritäre Bewegung mit ihrem geistlosen, mechanischen Bestehen auf bedingungsloser Freiheit für alle Menschen sich vom Westen aus verbreiten und die erstarrten autoritären Staaten der islamischen Welt infizieren würde. Die Revolutionen, die sich derzeit in der gesamten islamischen Welt zutragen, sind nur die erste Welle von dem, was noch kommen wird. Derzeit können nur Vermutungen über die sozialen, ökonomischen und militärischen Folgen dieser Revolutionen angestellt werden, da dies die oberflächlichsten Manifestationen der anti-autoritären Bewegung sind. Sicher ist jedoch, daß die Macht der gestürzten Herrscher von anderen übernommen wird, es aber keine wesentliche Verbesserung der sozialen Bedingungen in islamischen Ländern geben wird, bis die Menschen die zugrundeliegenden biologischen emotionalen Bedürfnisse, insbesondere diejenigen von Neugeborenen, Säuglingen und Kindern erkennen und schützen. Bis dahin werden diese Länder eine potentielle Brutstätte für Tyrannen und Terroristen bleiben.

 
Der Niedergang der modernen Psychiatrie

Mehr als jede andere Disziplin hat die Psychiatrie ihre Autonomie als unabhängiger Zweig der medizinischen Wissenschaften verloren und folglich unterliegt sie jetzt mehr oder weniger vollständig dem Einfluß der Pharma- und Versicherungsindustrie. Der Psychiater ist nicht mehr derjenige, der die Verantwortung für den Patienten trägt. Der Psychiater behandelt heutzutage psychiatrische Symptome wie Angst, Depression etc. mit Medikamenten, während der Psychologe oder Sozialarbeiter den „ganzen Patienten“ behandelt.

Wie kam es zu diesem dramatischen Niedergang dieses einst hochangesehenen Berufs? Der Rückgang in der Qualität der psychiatrischen Versorgung ist direkt verbunden mit dem Versäumnis der Psychiater, die Herkunft und die Funktionen der Emotionen, die psychiatrischen Erkrankungen zugrunde liegen, richtig zu würdigen. Dies führte zwangsläufig zu einer mechanistischen, einseitig am Gehirn orientierten Verzerrung der psychiatrischen Erkrankungen und einem auf Symptomen beruhendem Diagnose- und Behandlungssystem. Die Beseitigung des lästigen Symptoms, nicht die Herstellung emotionaler Gesundheit, wurde zum Ziel der psychiatrischen Behandlung. Der mechanistisch orientierte Psycho-Pharmakologe trat allmählich an die Stelle des Psychotherapeuten als Hauptansprechpartner. Mit dem Einsatz von Medikamenten wird die Energie hinter dem psychiatrisch problematischen Symptom des Patienten blockiert und vom Erleben ferngehalten, doch geschieht dies auf Kosten seines emotionalen Wohlbefindens.
Die mechanistischen Verzerrungen des emotionalen Lebens des Menschen, die wir heute in der Praxis der Psychiatrie sehen, treten nicht aus Mangel an Wissen auf. Sie hätten verhindert werden können, wenn die medizinischen Entdeckungen von Wilhelm Reich, wie die Existenz der biologischen Energie, die Funktion des Panzers und der Orgasmus-Funktion, verstanden und in den vorhandenen Wissensbestand der Psychiatrie integriert worden wären. Tragischerweise war und ist die überwältigende Mehrheit der Psychiater nicht in der Lage funktionell zu denken und die entscheidende Bedeutung dieser Entdeckungen zu erfassen. Sie stehen den Krankheiten der Menschen mit einem sterilen Ansatz gegenüber, der nicht lange aufrechterhalten werden kann, denn die breite Öffentlichkeit und die Psychiatrie selbst werden über kurz oder lang vom aktuellen Stand der Dinge desillusioniert sein und nach einer besseren Alternative für die heutigen Zustände suchen.

 
Was ist zur Demokratisierung der islamischen Ländern erforderlich

In seinem Artikel „Confronting Gadhafi Is Not Enough“ (Wall Street Journal, 19.-20. März, 2011) schreibt der ehemalige britische Premierminister Tony Blair, daß der Grund, warum islamische Länder keinen demokratischen Status erreicht haben, darin zu suchen sei, „daß eine kulturelle und gesellschaftliche Modernisierung in diesen Ländern nicht stattgefunden hat und die echte Religion so pervertiert wurde, daß Fanatiker, keine Demokraten, aus ihr hervorgehen“. Diese Antwort, obzwar korrekt, geht nicht weit genug und verkennt die enorme Tiefe der sozialen Probleme, denen die islamischen Länder gegenüberstehen.

Mein Buch The Emotional Plague: The Root Of Human Evil bezeichnet die Schritte, die unternommen werden müssen, bevor sich eine legitime Form von Demokratie in moslemischen Ländern entwickeln kann. Diese Schritte, die aus den Menschen selbst hervorgehen müssen, sind die folgenden:

  1. Erkennen und gesellschaftliches Sequestrieren emotionell pestkranker Charaktere auf der politischen Linken und Rechten.
  2. Überwindung des Tribalismus.
  3. Frauenemanzipation.
  4. Trennen der islamischen Religion vom Staat.
  5. Beseitigung von sexual-negativen Verhaltensweisen in der Kindererziehung und der haßerfüllten mystischen Indoktrination junger Menschen mit den Grundsätzen des islamischen Fundamentalismus.

Das sind die gewaltigen Aufgaben, für deren Erreichen man auch unter den besten Voraussetzungen Generationen benötigen wird. Trotz der Revolutionen, die derzeit in der ganzen moslemischen Welt stattfinden, ist es illusorisch zu glauben, daß eine legitime Form der Demokratie jemals in moslemischen Ländern hergestellt werden kann. Nachdem sie Jahrhunderte unter starker autoritärer Repression gelebt haben, haben Moslems keine Erfahrung in demokratischer Selbstverwaltung. Die heutigen Tyrannen werden durch andere ersetzt, die wahrscheinlich repressiver sein werden als die gegenwärtigen. Iran ist ein Beispiel. Dem Vorbild Irans folgend bewegt sich die Türkei, eine der wenigen weltlichen islamischen Länder, schnell in Richtung Re-Islamisierung.

Generell muß erkannt werden, daß die Energiequelle der Emotionellen Pest – menschliche Destruktivität gegenüber anderen – und die Bildung jeder Art von totalitärem Staat letztlich in der Hilflosigkeit der Massen begründet ist; in ihrer mystischen Sehnsucht, daß diejenigen, die an der Macht sind, sich um sie kümmern; und in ihrer Frustration aufgrund durchkreuzter Sexualität, die sich durch politische Anliegen westlicher Art schnell in soziale Aufstände umsetzt.

 
Natürliche Autorität, Zwangs-Autorität und Anti-Autorität

Die Emotionelle Pest lebt von der Verwirrung, indem sie immer mehr Verwirrung generiert. Das Durcheinander um die Bedeutung von Autorität ist dafür ein wichtiges Beispiel. Entsprechend gibt es keine allgemeingültige Übereinkunft hinsichtlich der Unterscheidung zwischen der sozialen Funktion rationaler und irrationaler Formen von Autorität.

Um diese Unterscheidung treffen zu können, müssen die drei Schichten der menschlichen bio-psychischen Struktur unterschieden werden: der biologische Kern, die sekundäre destruktive Schicht und die Oberfläche bzw. die äußere Fassade. In gepanzerten Gesellschaften ist natürliche Autorität rar. Sie stammt aus dem biologischen Kern, wird ohne Verzerrung direkt durch die Oberfläche ausgedrückt und dient dazu, gesunde Formen des gesellschaftlichen Lebens aufrechtzuerhalten.

Die Transformation der westlichen Gesellschaft von autoritär zu anti-autoritär ereignete sich um 1960. Die typische Form der Autorität in der autoritären westlichen Gesellschaft der Vergangenheit war die zwanghafte Autorität. Die von ihr ausgehende Repression richtete sich sowohl gegen Impulse aus dem biologischen Kern von Menschen (Gesundheit), als auch gegen pathologische (destruktive) Impulse. Trotz ihrer Mängel hielt die autoritäre Gesellschaftsordnung weitgehend die Autorität von Individuen aufrecht. Der repressive Fokus der Zwangs-Autorität, der je nachdem auf das gesunde oder auf das pathologische Leben gerichtet war, hing von der Rigidität der autoritären Gesellschaft ab.

Anti-Autoritarismus ist die typische Form von Autorität in den liberalen westlichen Gesellschaften von heute. Er entwickelte sich aus dem Zusammenbruch der autoritären Gesellschaftsordnung der Vergangenheit und deren notwendig gewordene Ersetzung durch eine zentrale (staatliche/kollektive) Autorität. Der Anti-Autoritarismus ist in erster Linie gegen jede Form individueller oder lokaler Autorität und den gesunden Ausdruck aus dem biologischen Kern gerichtet. Er stammt aus und steht im Dienst des Ausdrucks von Impulsen aus der sekundären destruktiven Schicht gepanzerter Menschen. Kontakt zum Kern fehlt vollständig. Die heutige anti-autoritäre Gesellschaftsordnung ist direkt verantwortlich für den qualitativen Zerfall jeder Form des Soziallebens.

 
Das Gehirn ist nicht der Geist: Was von der neuen Landkarte des Gehirns erwartet werden kann und was nicht

Mechanistische Wissenschaftler glauben, daß Gehirn und Geist ein und dasselbe seien. Eine computerisierte Landkarte des menschlichen Gehirns wurde vor kurzem für 55 Millionen US-Dollar erstellt zum Zwecke des Studiums nicht nur organischer Erkrankungen, bei denen das Gehirn eine Rolle spielt, wie Alzheimer und Autismus, sondern auch psychiatrischer Erkrankungen, wie Depression, von denen man annimmt, daß sie dem Gehirn entstammen („Atlas Gives Scientists New View of the Brain”, Wall Street Journal, 13. April 2011).

Diese Landkarte kann nützlich sein, um organische Erkrankungen des Gehirns exakt zu verorten, aber die durchgängige Gleichsetzung des Geistes (Psyche) mit dem Gehirn und nicht mit dem ganzen Körper, der das Gehirn mit umfaßt, ist geradezu zerstörerisch, weil sie die Bühne bereitet hat zur Mechanisierung der psychiatrischen Praxis. Psychiater hoffen, durch ein besseres Verständnis der Physiologie des Gehirns, irgendwie an ein pharmakologisches Heilmittel für psychische Krankheiten zu kommen, das die Hirnfunktionen verändert,.

Diese Auffassung von psychischen Erkrankungen hat den aktuellen beklagenswerten Zustand der psychiatrischen Praxis hervorgebracht, wo Diagnose und Behandlung eines jeden Patienten ausschließlich durch das vorliegende Symptom bestimmt wird. Vom Symptom ausgehend soll ein Medikament hergestellt werden, das, so die Hoffnung, „maßgeschneidert“ ist, um wie nach dem Kochbuch die betreffende „Hirnerkrankung“ zu behandeln.

Da jedoch die psychische Erkrankung Ergebnis einer Störung des gesamten Körpers ist und nicht nur des Gehirns, kann das pharmakologische Ziel niemals erreicht werden, egal wie gut die Gehirnphysiologie verstanden wird. Früher oder später muß die Psychiatrie die Sinnlosigkeit dieses mechano-mystischen Ansatzes einsehen. Sie wird die enormen zerstörerischen Folgen ihrer falschen Denkweise bewältigen und damit anfangen müssen, funktionell zu denken. Was sie erreichen muß, um psychische Störungen effektiv zu behandeln, ist nicht ein besseres psychiatrisches Medikament, sondern ein funktionelles Verständnis der gleichzeitigen Identität und Gegensätzlichkeit von Psyche (Geist) und Soma (Körper), die Gesundheit und Krankheit zugrundliegt.

 
Verschwörungstheorien und die Wirkungsweise der Emotionellen Pest

Mit Verschwörungstheorien versuchen gepanzerte Menschen sich die Existenz der Emotionellen Pest begreiflich zu machen. Jedoch denken Gepanzerte bei sozialen Interaktionen an bewußte Absichten und das ist die Schwäche aller Verschwörungstheorien. Unbeschadet der Stichhaltigkeit der Tatsachen schreiben sie den angeblichen Verschwörern eine Art von arglistigem Vorsatz zu. Damit entgeht ihnen der wesentliche Punkt, daß alles menschliche Verhalten von der individuellen und sozio-politischen Charakterstruktur der jeweiligen Person angetrieben wird. Dieses Verhalten stammt aus unbewußten biologischen Kräften und wird durch sie bestimmt. Sie sitzen tief in der destruktiven sekundären Schicht der gepanzerten Menschen.

Von der Emotionellen Pest befallene Menschen „verschwören“ sich nicht bewußt, um ihre zerstörerischen Handlungen zu organisieren und durchzuführen. Ohne bewußte böse Absichten werden sie spontan voneinander angezogen und arbeiten zusammen, weil sie ein gemeinsames Ziel haben. Die Zusammenarbeit von Hugo Chavez in Venezuela, auf der extremen Linken, und Mahmud Ahmadineschad aus dem Iran, auf der extremen Rechten, zeigt die Tendenz von pestkranken Individuen sich spontan gegen ihren gemeinsamen Feind zu organisieren, der freien Welt (besonders Amerika), obwohl sie gegenüberliegenden Seiten des sozio-politischen Spektrums angehören.

 
Die zunehmende Anzahl von Kindern und Jugendlichen die psychiatrische Betreuung benötigen

Ich begann meine psychiatrische Assistenzzeit 1960. Im Vergleich zu heute stellten Kinder und Jugendliche einen relativ kleinen Teil des psychiatrischen Klientel dar und die Behandlung bestand fast ausschließlich aus irgendeiner Form von Psychotherapie. Die Verwendung von Medikamenten für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen war völlig unbekannt. In den folgenden Jahrzehnten wurde immer mehr jungen Menschen die Aufmerksamkeit von Psychiatern zuteil und bei ihrer Behandlung wurden Psychopharmaka eingeführt. Therapie der Wahl für Kinder und Jugendliche sind heute Medikamente, die entwickelt wurden, um das störende Symptom zu unterdrücken.

Die zunehmende Anzahl junger Menschen, die psychiatrische Hilfe benötigen, ist eine der vielen zerstörerischen Folgen der Umwandlung der westlichen Gesellschaft von autoritär zu anti-autoritär. Die autoritäre Gesellschaft der Vergangenheit ruhte auf der autoritären Familie. Basierend auf sexueller Unterdrückung war der Vater der Vollstrecker der Zwangsautorität und vor allem die Mutter war Vermittler des autoritären Moralcodes, der Recht von Unrecht unterscheidet. Aus Sicht der Gesellschaft gab es bei erfolgreicher Unterdrückung ein generelles Gefühl sozialer Stabilität, das sich in Loyalität und Respekt vor Autoritäten und autoritären gesellschaftlichen Institutionen niederschlug.

In der heutigen anti-autoritären Gesellschaftsordnung kam es zu einer Schwächung der autoritären Familie. Wenn man ihr Verhalten betrachtet, sind Eltern emotional nicht in der Lage, für das Aufziehen ihrer Kinder die Verantwortung zu tragen. Die Gesellschaft ist zerrissen. Die alte autoritäre Moral wurde ersetzt durch eine weit größeren Schaden anrichtende Moral, die politische Korrektheit, welche auf Autorität beruht, die von außerhalb der lokalen Autorität der Familie stammt. Die neue Autorität ist qualitativ ganz anders als die alte autoritäre Autorität, da sie aus dem Widerstand der Menschen gegen traditionelle Formen der Autorität besteht. Dies führte zwangsläufig zur zentralisierten bzw. zur kollektiven Autorität. Voller Verachtung für alle Formen der traditionellen Autorität, haben Kinder und Jugendliche zunehmend den Kontakt mit ihrem biologischen Kern und mit traditionellen Werten und Verhaltensweisen verloren, die einst die Gesellschaft zusammengehalten haben. Es gab einen starken Anstieg des Angstpegels, was sich in schweren Aufmerksamkeitsstörungen (Störungen im Kontakt), Hyperaktivität und unterschiedlichen Formen von impulsivem Verhalten manifestiert und nach psychiatrischer Aufmerksamkeit verlangt. Viele dieser Zustände gab es vor 50 Jahren nicht. Leider ist die einzige Behandlungsform, die dem traditionellen Psychiater zur Verfügung steht, die Unterdrückung der Symptome mittels Medikamenten. Die zugrundeliegende Quelle der emotionalen Probleme junger Menschen wird konsequent umgangen.

Hingegen verstehen jene, die vom American College Orgonomy in medizinischer und sozialer Orgonomie ausgebildet worden sind, die destruktiven Veränderungen in der Struktur der Menschen infolge der anti-autoritären Transformation unserer Gesellschaft und können damit umgehen (siehe „The Practice of Medical Orgone Therapy in Anti-authoritarian Society“, Journal of Orgonomy, Vol. 43, No. 2).